Sonne statt Atom – 100 % nachhaltige Energie. Das Atomkraftwerk Zwentendorf produziert vier Jahrzehnte nach der Volksabstimmung nun doch Strom für Österreichs Haushalte. Proteste von Gegnern der Kernenergie blieben diesmal jedoch aus, denn die Photovoltaikanlage liefert zu 100 % nachhaltige, umweltfreundliche Energie.

Die Photovoltaik-Anlage Zwentendorf wurde im Jahr 2012 im Rahmen des Bürgerbeteiligungsmodells „Sonnenkraftwerk Zwentendorf“ ausgebaut. 1.300 Paneele standen für interessierte Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher zur Verfügung. Sie waren innerhalb weniger Tage ausverkauft.

Seitdem umfasst die Photovoltaik-Anlage insgesamt etwa 2.300 Paneele. Anstelle der bei Kraftwerkserbauung vorgesehenen 700 Megawatt (MW) Kernkraftleistung wird jetzt mit einer Leistung von 450 Kilowatt (kW peak) Sonnenstrom für Haushalte und Industrie in der Region erzeugt. Zahlreiche technische Prinzipien werden an diesem Standort genutzt – von einer Aufdach-, über eine Fassaden-Anlage, bis hin zu einem Freiflächen-Solarpark. Auf der Freifläche gibt es neben fix aufgeständerten Solargeneratoren auch der Sonne nachgeführte Solarsysteme, die eine zusätzliche Stromausbeute von bis zu 25 % gegenüber fix montierten Anlagen bringen.

Entsprechend aktuell und notwendig ist Forschung auf dem Gebiet Photovoltaik, daher wird die erste Ausbaustufe von EVN in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität (TU) Wien als Photovoltaik-Forschungszentrum betrieben.

Dabei werden handelsübliche Photovoltaikmodule, solare Nachführungssysteme (Tracker), Solarumrichter und Hilfseinrichtungen unter realen Umweltbedingungen in ihrer Effizienz, Anwendungstauglichkeit und ihren Investitions- und voraussichtlichen Betriebskosten untersucht.

Ziel ist es unter anderem, Erfahrungen zu sammeln, welche Paneele sich für die Haus- und Garagendächer am besten eignen.

Für die Untersuchungen wurde ein umfangreiches Messsystem zur detaillierten Messung der Globalstrahlung installiert, bestehend aus Sensoren zur Aufzeichnung der direkten und diffusen Sonneneinstrahlung, einer Wetterstation, sowie Kameras zur Überwachung der Oberflächenveränderung der Module durch Niederschlag sowie zur Beurteilung der Selbstreinigungseffekte.

Die Ergebnisse eines Jahres für verschiedene Aufstellungen können sich sehen lassen. Mit dem Sun-Tracker wurden 1.300 Volllaststunden erreicht, im Freifeld und auf dem Dach etwa 1070 h/a und bei den Fassaden SO 780 h/a, SW 630 h/a und NW 354 h/a. Damit zeigt sich, dass in Niederösterreich mit auf dem Dach montierten PV-Anlagen sehr gute Erträge auch ohne Nachführung möglich sind.


AKW als idealer Standort

Zwentendorf eignet sich hervorragend für dieses Projekt: Das Gelände des Atomkraftwerkes ist nach wie vor ein zugelassener Kraftwerksstandort, daher mussten keine aufwändigen Bewilligungen mehr eingeholt werden. Auch die bereits vorhandene Infrastruktur ist von Vorteil, denn in Zwentendorf sind bereits wichtige Anlagenteile vorhanden, um Energie ins Stromnetz einzuspeisen. Auch wenn viele das Gegenteil annehmen, befinden sich die Stromverteilanlagen und Leitungen noch immer in einem einwandfreien Zustand. Die letzten drei Jahrzehnte wurde die gesamte Anlage sorgfältig konserviert, die Stromleitungen wurden jährlich auf Funktionstüchtigkeit überprüft. Zwentendorf ist also mehr als bereit für seinen nächsten großen Auftritt auf der Energiebühne.